Arthroskopische Schultereingriffe

Einer der Schwerpunkte des Deutschen Schulterzentrums liegt auf der arthroskopischen Behandlung von Verletzungen und Erkrankungen des Schultergelenkes.

So können heute Rupturen der Rotatorenmanschette, die nach Stürzen, Sportunfällen, aber auch durch Verschleiß auftreten können, genauso wie schmerzhafte Engpasssyndroms in Schlüssellochtechnik behandelt werden.

Auch die Entfernung eines Kalkdepots aus den Sehnen der Rotatorenmanschette bei einer oftmals sehr schmerzhaften Kalkschulter oder die Mobilisation des Schultergelenkes bei Schultersteife sind heute eine Domäne der Arthroskopie.

Arthroskopische Schultereingriffe

Zudem bieten die Experten des Deutschen Schulterzentrums in München spezielle Lösungen bei der Behandlung von Instabilität und Einrissen der langen Bizepssehne sowie bei Instabilitäten des Schultereckgelenkes.

Die Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie im Deutschen Schulterzentrum, selbst aktive Sportler, haben viel Erfahrung mit Luxationen – Ausrenkungen des Schultergelenkes – welche als häufig vorkommende Verletzungen beim jungen aktiven Sportler auftreten. Falls eine Operation notwendig wird, kann auch hier ein Großteil der Patienten in Schlüssellochtechnik behandelt werden.

Innovative Verfahren, wie die Therapie von Knorpelschäden (Debridgement, Mikrofrakturierung, MACT) sowie bei Früharthrose des jungen Patienten (CAM-Procedure) werden im Deutschen Schulterzentrum ebenfalls arthroskopisch durchgeführt.

Auch wenn Nervenengpasssyndrome und Zystenbildungen, die zur Atrophie der Schultermuskulatur und schmerzhafter Funktionseinschränkung führen können, nur selten auftreten, können die Schulterexperten des Deutschen Schulterzentrums auch hier auf langjährige Erfahrung zurückgreifen.

Bei folgenden Pathologien der Schulter werden arthroskopische Verfahren angewandt:

 

ROTATORENMANSCHETTENRUPTUR

VORBEMERKUNGEN

Die Rotatorenmanschette besteht aus 4 zusammenhängenden Muskeln, die vom Schulterblatt zum Oberarmkopf ziehen und dort mit ihren Sehnen ansetzen.

Sie bewegt den Arm zur Seite und nach oben, dreht ihn nach außen und innen und stabilisiert den Arm am Oberkörper.

Durch ein Unfallereignis oder aber durch zunehmenden Verschleiß infolge hoher mechanischer Beanspruchung kann es zu einem Riss einer oder mehrerer Sehnen kommen.
Die Häufigkeit der Rotatorenmanschettenrisse steigt mit zunehmendem Alter, so dass früher die Ansicht vorherrschte, dass der Rotatorenmanschettenriss ein mit dem Alter vergesellschaftetes Leiden sei, welches keiner besonderen Behandlung bedürfe. Diese Ansicht wurde in den letzten 2 Jahrzehnten widerlegt.

Abb 01 Seitliche Ansicht der Schulter mit den Muskelansätzen der Rotatorenmanschette

Abb. 1
Seitliche Ansicht der Schulter mit den Muskelansätzen der Rotatorenmanschette

Abb 01 Seitliche Ansicht der Schulter mit den Muskelansätzen der Rotatorenmanschette

Abb. 1
Seitliche Ansicht der Schulter mit den Muskelansätzen der Rotatorenmanschette

Behandlungsziel

Ziel der operativen Behandlung ist die Wiedererlangung der Kraft und Beweglichkeit sowie die Schmerzausschaltung. Das operative Vorgehen richtet sich nach der individuellen Situation. Je nach Lokalisation, Ausmaß und Alter des Risses wird eine Naht bzw. Refixation der Sehne am Oberarmknochen in arthroskopischer (Abb. 3-8), immer seltener in offener Technik angestrebt.

Kann der Riss nicht arthroskopisch genäht werden, muss auf ein offenes Verfahren ausgewichen werden, wobei die refixierbaren Risse in der Regel gut arthroskopisch rekonstruiert werden.

Hat sich die gerissene Sehne so weit zurückgezogen, dass sie nicht mehr am Oberarmkopf fixiert werden kann und hat sich der dazugehörige Muskel zurückgebildet, so kann er durch einen Muskel- / Sehnentransfer ersetzt werden.

Bei großen irreperablen Rotatorenmanschettenrupturen im hinteren Bereich wird ein Latissimus dorsi Transfer  oder ein Teres Major Transfer durchgeführt. Bei irreperablen Defekten im vorderen Anteil der Rotatorenmanschette ist es mögliche durch einen Transfer des Pectoralis Major den Defekt einerseits zu decken und anderseits die ursprüngliche Funtkion wieder herzustellen.

Zusätzlich wird der Raum unter dem Schulterdach erweitert (Akromioplastik) (Abb. 9), da ansonsten die Nahtstelle unter dem Schulterdach aufgerieben wird.

ARTHROSKOPISCHE OPERATIONSTECHNIK

Abb 03 Darstellung einer typischen Rotatorenmanschettenläsion

Abb. 3 und 4
Darstellung einer typischen Rotatorenmanschettenläsion und Fräsen einer Knochennut zur
besseren Einheilung der refixierten Sehne

Abb 04 Fräsen einer Knochennut zur besseren Einheilung der refixierten Sehne

Abb 05 Titananker mit 2 Fadenpaaren eines sehr reißfesten Fadens

Abb. 5
Titananker mit 2 Fadenpaaren eines sehr reißfesten Fadens

Abb 06 Eindrehen des Nahtankers in die Knochennut

Abb. 6
Eindrehen des Nahankers in die Knochennut

Abb 07 'Aufladen' der gerissenen Sehne

Abb. 7
„Aufladen“ der gerissenen Sehne

Abb 08 Refixierte Sehne mit einer inneren und äußeren Nahtankerreihe

Abb. 8
Refixierte Sehne mit einer inneren und äußeren Nahtankerreihe

Abb 09 Arthroskopische Akromioplastik

Abb. 9
Arthroskopische Akromioplastik

HINWEIS

Ablauf

Der Krankenhausaufenthalt beträgt für die arthroskopische oder offene Rotatorenmanschettennaht etwa 4 Tage. Für den Muskeltransfer liegt der Aufenthalt in der Klinik bei ca. 6 Tagen. Die Anreise erfolgt am Nachmittag vor dem Operationstermin.

Nachbehandlung

Nach einer Rotatorenmanschettenrekonstruktion ist eine kurzfristige Ruhigstellung in einem Schlauchverband (Gilchrist) für etwa 2 Tage erforderlich. Danach wird der Arm weitere 3 Wochen in einem Abspreizkissen ruhiggestellt. Bei großen, ausgedehnten Rissen, die eine Muskelverpflanzung erfordern, wird die Schulter ebenfalls für 3 Wochen in einem Abspreizkissen ruhiggestellt. Um die Heilung und Regeneration optimal zu gewährleisten, ist eine intensive, phasenangepaßte Physiotherapie mit manueller Therapie, Lymphdrainage, Kühlung, feuchter Wärme, Massage und Elektrotherapie notwendig. Die Sehnenheilung nimmt mindestens 12 Wochen bis etwa 24 Wochen in Anspruch; bis die Funktion wieder voll hergestellt ist, dauert es zwischen 5 und 6 Monate. Für den Muskeltransfer muss eine Therapiezeit von mindestens 6 Monaten eingeplant werden.

Arbeitsunfähigkeit

Bei Büro-, Lehr-, Management- oder ähnlichen Tätigkeiten ist die Rückkehr in den Arbeitsprozess nach etwa 6 Wochen realistisch. Patienten mit Muskeltransfer sollten eine Arbeitsunfähigkeit von 3 Monaten einplanen. Bei Patienten mit körperlich schwerer Arbeit ist die volle Rehabilitationszeit einzuplanen. Autofahren kann nach 6-8 Wochen erfolgen.

Sportfähigkeit

In Abhängigkeit von der Sportart ist das sportartspezifische Training nach ca. 3 Monaten, bei Muskellappenplastiken nach ca. 6 Monaten wieder aufzunehmen. Vor Wiederaufnahme der Sportausübung sollte eine erneute Kontrolluntersuchung bei uns wahrgenommen werden, um mögliche Defizite der Muskelkraft und der Bewegungsumfänge festzustellen und um das entsprechende Trainingsprogramm zu modifizieren.

ERKRANKUNGEN UND VERLETZUNGEN DER LANGEN BIZEPSSEHNE

VORBEMERKUNGEN

Die lange Bizepssehne unterliegt durch ihren Verlauf innerhalb des Schultergelenkes schmerzhaften Erkrankungen und Verletzungen. Sie entspringt am Oberrand der Schultergelenkpfanne, verläuft über der Oberfläche des Oberarmkopfes (Abb. 15), tritt durch die Rotatorenmanschette und geht am oberen Drittel des Oberarmschaftes in den Muskelbauch über. Die lange Bizepssehne überträgt etwa 15% der Kraft des Bizepsmuskels.

Abb. 15
Verlauf der Bizepssehne (Pfeil) bis zum Austritt aus dem Schultergelenk

Häufige Erkrankungen sind:

Die rein entzündliche Erkrankung der langen Bizepssehne kann konservativ behandelt werden.

Der isolierte spontane Riss der langen Bizepssehne verläuft nahezu schmerzlos und ist nicht behandlungsbedürftig.

Im Zusammenhang mit anderen Schultergelenkserkrankungen findet man Schädigungen und Teilrisse der langen Bizepssehne. In diesem Fall kann eine Durchtrennung der Sehne am Ansatz notwendig werden. Wird die Sehne nur durchtrennt (Tenotomie), rutscht sie in ihren knöchernen Kanal und verwächst dort mit dem umgebenden Gewebe. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, die Sehne am Ansatz zu durchtrennen und arthroskopisch am Oberarmkopf anzunähen (Tenodese).

Selten kommt es zur sog. SLAP-Läsion, einer Ablösung des Bizepssehnenankers vom Pfannenrand, der arthroskopisch refixiert werden muss (Abb. 16, 17).

Behandlungsziel

Auf arthroskopischem Weg kann man Bizepssehnenablösungen vom Ursprung wieder nähen (so genannter SLAP – Repair). Bei irreversiblen Schäden wird die Sehne am Ansatz durchtrennt und am Oberarmkopf arthroskopisch neu eingenäht (sog. Bizepssehnen – Tenodese) (Abb. 18). Beim älteren Patienten ohne Kraftanspruch reicht die alleinige Durchtrennung der kranken Bizepssehne (sog. Bizepssehnen – Tenotomie). Sie rutscht dann außerhalb des Gelenkes, verklemmt und vernarbt dort, es kommt zur Schmerzbefreiung.

ARTHROSKOPISCHER SLAP-REPAIR

Abb. 16
Eindrehen eines Fadenankers und Perforation des SLAP-Komplexes

Abb. 17
Abschlussbild nachdem ein zweiter Anker eingebracht wurde und die Fäden durch den SLAP-Komplex vorgelegt und verknotet wurden.

ARTHROSKOPISCHE BIZEPSSEHNEN-TENODESE

Abb. 18
Befestigung der durchtrennten langen Bizepssehne in ihrer knöchernen Rinne am Oberarmkopf mit einer Tenodeseschraube

HINWEISE

Stationäre Behandlung

Die Dauer der stationären Behandlung liegt bei ca. 2 – 3 Tagen.

Nachbehandlung

Nach kurzfristiger Ruhigstellung der Schulter (in der Regel 24 Stunden) wird das Schultergelenk frühzeitig physiotherapeutisch behandelt. Bei der Bizepssehnen-Tenodese und dem SLAP-Repair darf für 6 Wochen keine größere Anspannung des Bizepsmuskels erfolgen. Nach dem SLAP-Repair wird der Arm für 3 Wochen in einem Abspreizkissen ruhiggestellt. Die Therapiezeit liegt hier zwischen 10-12 Wochen. Ein sportspezifisches Training kann frühestens 12 Wochen nach dem SLAP-Repair aufgenommen werden.

Arbeitsunfähigkeit

Bei Büro-, Lehr-, Management- oder ähnlicher Tätigkeit ist die Rückkehr in den Arbeitsprozess nach 3 – 6 Wochen realistisch. Bei Patienten mit körperlich schwerer Arbeit ist die volle Rehabilitationszeit einzuplanen.

Autofahren kann nach 4-6 Wochen erfolgen.

IMPINGEMENT-SYNDROM (ENGPASS-SYNDROM)

Unter dem Begriff Impingement-Syndrom versteht man die Zusammenfassung unterschiedlicher Ursachen, welche das Gleiten der Supraspinatussehne unter dem Schulterdach behindern. Ursache der Gleitbehinderung ist z.B. eine Formveränderung des Schulterdaches, die angeboren oder erworben sein kann. Auch Knochenausziehungen am Schultereckgelenk (Acromioclaviculargelenk, kurz: AC-Gelenk) als Ausdruck einer Schultereckgelenks-Arthrose können zu einer Einengung des subacromialen Raumes und somit zur Gleitbehinderung der Supraspinatussehne führen. Das ständige Reiben der Sehne gegen den Knochen bewirkt eine Schädigung (sog. Tendinopathie), die bis zum vollständigen Reißen der Sehne führen kann (Abb. 19, 20).

Abb. 19
Ansicht der Schulter von hinten

Abb. 20
Subacromiales Impingement

Behandlungsziel

Lässt sich die Symptomatik mit konservativen Maßnahmen nicht therapieren, ist der operative Eingriff angezeigt. Ziel der operativen Behandlung ist das Wiederherstellen des freien Gleitens der Sehne unter dem Schulterdach, um das vollständige Reißen der Sehne zu verhindern.

OPERATIONSTECHNIK | NACHBEHANDLUNG

Operationstechnik

Therapie der Wahl ist die arthroskopische subacromiale Dekompression. Bei diesem arthroskopischen (geschlossenen) Eingriff erfolgt eine Vergrößerung des subacromialen Gleitraumes durch die Entfernung der entzündeten Weichteile unter dem Schulterdach (Entfernung des krankhaft veränderten Schleimbeutels, welcher wieder nachwächst) und die Entfernung der knöchernen Veränderungen des Schulterdaches mit Hilfe einer motorgetriebenen Präzisionsfräse (Abb. 21).

Abb. 21
Arthroskopische subacromiale Dekompression

Abb. 22
Mit der motorgetriebenen Präzisionsfräse werden der „untere“ Anteil der Gelenkkapsel und die Gelenkfläche des Schulterdaches und des Schlüsselbeins soweit entfernt, bis kein Knochenkontakt mehr besteht.

Nachbehandlung

Ab dem ersten Tag nach der Operation darf der Arm im schmerzfreien Bereich unter physiotherapeutischer Anleitung bewegt werden. Dies ist auch notwendig, um Verklebungen und Verwachsungen vorzubeugen.

Die Rückkehr an den Arbeitsplatz ist nach 3 – 4 Wochen möglich. Bei Patienten mit schwerer körperlicher Arbeit oder vorwiegend Überkopfarbeit verlängert sich die Rehabilitationsphase auf ca. 6 -12 Wochen.

Mit Eintritt der Arbeitsfähigkeit ist in der Regel auch eine Wiederaufnahme der Freizeitaktivitäten möglich. Der Zeitpunkt der Wiederaufnahme der individuellen Sportart sollte mit der jeweiligen spezifischen Belastung für den Schultergürtel berücksichtigt werden.

Die sog. Kalkschulter wird definiert als Kalkeinlagerung (Carbonatappatit) in die Sehnen der Rotatorenmanschette (Abb. 23), die durch unterschiedliche Faktoren ausgelöst sein kann. Am häufigsten ist davon die Supraspinatussehne betroffen. Die Erkrankung tritt häufig im 4. und 5. Lebensjahrzehnt auf und betrifft vorwiegend Frauen. Typischerweise finden sich wechselnde Phasen vollkommener Schmerzfreiheit und hochakuter Schmerzhaftigkeit.

Behandlungsziel

Ziel der konservativen Behandlung ist die Schmerzreduktion. Ist dies nicht mit Hilfe dieser Maßnahmen zu erreichen, ist die operative Entfernung des Kalkdepots angezeigt.

KALKSCHULTER

Die sog. Kalkschulter wird definiert als Kalkeinlagerung (Carbonatappatit) in die Sehnen der Rotatorenmanschette (Abb. 23), die durch unterschiedliche Faktoren ausgelöst sein kann. Am häufigsten ist davon die Supraspinatussehne betroffen. Die Erkrankung tritt häufig im 4. und 5. Lebensjahrzehnt auf und betrifft vorwiegend Frauen. Typischerweise finden sich wechselnde Phasen vollkommener Schmerzfreiheit und hochakuter Schmerzhaftigkeit.

Behandlungsziel

Ziel der konservativen Behandlung ist die Schmerzreduktion. Ist dies nicht mit Hilfe dieser Maßnahmen zu erreichen, ist die operative Entfernung des Kalkdepots angezeigt.

Entfernung des Kalkdepots
(transarthroskopisch)

Abb. 23
Kalkschulter vor der Operation

Operationstechnik

Die operative Entfernung des Kalkdepots erfolgt transarthroskopisch (geschlossen). Zunächst wird bei der Spiegelung des Subacromialraumes (Bursoskopie) das Kalkdepot lokalisiert, indem man mit einer Nadelspitze die Rotatorenmanschette „abtastet“, bis sich in der Nadelspitze Kalk befindet.
In diesem Bereich wird die Sehne mit einem Skalpell in Faserrichtung eingeschnitten. Hierbei kommt es bereits zu einer Entleerung des Kalkdepots.
Mit einem scharfen Löffel und motorbetriebenen Instrumenten wird der sichtbare Kalk entfernt. Der Schnitt in der Sehne wird belassen und heilt
problemlos ab. In Abhängigkeit vom Röntgenbild, von den Beschwerden und vom intraoperativen Befund muss anschließend in Ausnahmefällen eine
arthroskopische subacromiale Dekompression durchgeführt werden.

Abb. 24
Schulter nach Entfernen des Kalkdepot

Nachbehandlung

Ab dem ersten Tag nach der Operation darf der Arm im schmerzfreien Bereich unter physiotherapeutischer Anleitung bewegt werden. Dies ist auch
notwendig, um Verklebungen und Verwachsungen vorzubeugen.

Die Rückkehr an den Arbeitsplatz ist nach 3 – 4 Wochen möglich. Bei Patienten mit schwerer körperlicher Arbeit oder vorwiegend Überkopfarbeit
verlängert sich die Rehabilitationsphase auf ca. 6 – 12 Wochen.

Mit Eintritt der Arbeitsfähigkeit ist in der Regel auch eine Wiederaufnahme der Freizeitaktivitäten möglich. Der Zeitpunkt der Wiederaufnahme der
individuellen Sportart sollte mit ihrer jeweiligen spezifischen Belastung für den Schultergürtel berücksichtigt werden.

SCHULTERSTEIFE (FROZEN SHOULDER)

Man unterscheidet zwei Formen der Schultersteife (Frozen Shoulder). Eine primäre Form und eine sekundäre Form.

Die primäre Schultersteife beginnt mit einer unspezifischen Entzündung der Gelenkschleimhaut, die unter anderem durch hormonelle Störungen, Blutzucker- oder Fettstoffwechselstörungen ausgelöst sein kann. Sie tritt bevorzugt bei Frauen im 4. bis 6. Lebensjahrzehnt auf. Zunächst stehen Schulterschmerzen im Vordergrund, die zur zunehmenden Schonung des betroffenen Armes führen. In Kombination mit der Entzündung kommt es zu einer hochgradigen Kapselschrumpfung, welche die Beweglichkeit des Schultergelenkes weiter einschränkt. Die Erkrankung verläuft phasenhaft und kann sich spontan zurückbilden.

Die sekundäre Schultersteife kann als Folge einer längeren Gelenkruhigstellung, einer Operation, einer Entzündung oder einer Verletzung auftreten. Sie führt ebenfalls zur Reduktion der Gelenkbeweglichkeit durch Schrumpfung der Gelenkkapsel.

Therapie

Ziel der Behandlung ist die Wiederherstellung der schmerzfreien vollständigen Beweglichkeit des Schultergelenkes. Zunächst erfolgt die medikamentöse Behandlung mittels „Kortison-Stufenschema“ über ca. 3 Wochen. Erst nach Abschluss dieses Stufenschemas empfehlen wir die Aufnahme der passiven Physiotherapie im schmerzfreien Bereich. Lässt sich das Ziel der Behandlung nicht mit konservativen Maßnahmen erreichen, kann die geschrumpfte
Gelenkkapsel arthroskopisch (geschlossen) gezielt durchtrennt werden (Abb. 25, 26). Zusätzlich wird die entzündete Gelenkschleimhaut entfernt.

Abb. 25
Zunächst wird an der vorderen Gelenkkapsel die Durchtrennung vorgenommen.

Abb. 26
Nach erfolgter vorderer Durchtrennung wird auch die Kapsel im hinteren Gelenk durchtrennt.

HINWEISE

Nachbehandlung

Der stationäre Aufenthalt dauert 2 – 3 Tage und dient vor allem der frühen Mobilisierung des Schultergelenkes, um ein erneutes Schrumpfen der Kapsel zu verhindern. Bereits am Tag der Operation muss der Arm in lokaler Betäubung nach der Operation unter physiotherapeutischer Anleitung bewegt werden. Dies ist auch notwendig, um Verklebungen und Verwachsungen vorzubeugen.

Arbeitsfähigkeit

Die Rückkehr an den Arbeitsplatz ist nach ca. 3 – 4 Wochen möglich, bei Patienten mit schwerer körperlicher Tätigkeit oder vorwiegend Überkopfarbeit verlängert sich die Rehabilitationsphase auf ca. 6 – 12 Wochen.

Sportfähigkeit

Mit Eintritt der Arbeitsfähigkeit ist in der Regel auch die Wiederaufnahme der Freizeitaktivitäten möglich. Dabei sollte jedoch die individuelle Sportart mit ihrer jeweiligen spezifischen Belastung für die Schultergürtelregion berücksichtigt und besprochen werden.

SCHULTERINSTABILITÄT – SCHULTERLUXATION

Bei der Instabilität eines Gelenkes unterscheidet man zwei Formen:

  • Die angeborene, so genannte habituelle Instabiltät. Hierbei ist das gesamte Stützgewebe des Körpers schwach und der Kapsel-Bandapparat insbesondere des Schultergelenkes lax, so dass der Oberarmkopf zuviel Spiel in allen Richtungen hat und ohne große Gewalteinwirkung aus dem Gelenk springen kann (Luxation). Diese Form der Instabilität wird nur im Ausnahmefall operiert, sondern durch ein physiotherapeutisches Übungs- und Trainingsprogramm therapiert.
  • Die zweite Form, die so genannte chronisch-traumatische Instabilität entsteht durch eine Verletzung des Kapsel-Bandapparates durch eine unfallbedingte Verrenkung (Luxation) des Armes. Dabei wird typischerweise die Gelenklippe, das so genannte Labrum, welches in etwa einem Meniskus im Kniegelenk entspricht, vom Gelenkpfannenrand durch den Oberarmkopf beim Luxationsvorgang abgeschert. Zusätzlich wird die vordere untere Gelenkkapsel stark überdehnt oder reißt sogar ein. Auf Grund dieser Schädigung kann die Schulter auch ohne erneuten Unfall spontan luxieren.

Bei einer eingetretenen Luxation steht der Oberarmkopf unterhalb der Gelenkpfanne und muss wieder eingerenkt (reponiert) werden, wobei dies auf Grund der Schmerzhaftigkeit in Narkose geschieht. Danach erfolgt die Ruhigstellung in einem Abspreizkissen in Neutralrotation bzw. leichter Außenrotation des Armes, damit befindet sich das Gewebe in anatomischer Position und kann anheilen. Im Anschluss wird ein physiotherapeutisches Übungsprogramm absolviert mit dem Ziel der muskulären Stabilisierung des Gelenkes. Verbleibt trotz allem nach intensiver und langer Physiotherapie eine Instabilität, sollte eine operative Stabilisierung des Gelenkes erfolgen. Die Folge einer unbehandelten Instabilität ist der vorzeitige Gelenkknorpelverschleiß.

Eine Ausnahme hinsichtlich des Operationszeitpunktes ist der sportlich aktive Patient. Bei einer eingetretenen Luxation sollte eine unmittelbare Operation erfolgen, um eine frühe Rückkehr in den Wettkampf zu erreichen.

OPERATIONSTECHNIK

Grundsätzlich stehen zwei unterschiedliche operative Möglichkeiten zur Verfügung

  • Arthroskopisch: Zeigt sich bei den Voruntersuchungen (Kernspin) und bei der Spiegelung ein abgelöstes Labrum (Gelenklippe) ohne wesentliche Kapselverletzung, so ist eine Refixierung des Labrums an den Pfannenrand mittels Knochenankern möglich. Zunächst wird eine diagnostische Arthroskopie (Gelenkspiegelung) zur Beurteilung des Verletzungsausmaßes des Pfannenrandes und der Kapselbandstrukturen sowie zur Beurteilung zusätzlicher Schäden durchgeführt. Anschließend erfolgt die arthroskopische Stabilisierung. Hierbei wird die abgelöste Gelenklippe (Labrum) mit dem Kapselbandapparat in ihrer ursprünglichen Position fixiert (Abb. 27 – 30).

Abb. 27
Mobilisierung des Labrums bis zur 6 Uhr-Position mit einem stumpfen Raspatorium

Abb. 28
Eindrehen des Fadenankers

Abb. 29
„Aufnehmen“ des abgelösten Labrums

Abb. 30
Refixierter Labrum-Kapsel-Bandapparat

INSTABILITÄTEN IM ACROMIOCLAVIKULAR (AC-GELENK)

Im Schultereckgelenk artikuliert das Schlüsselbein mit dem Schulterdach. Für die Stabilität desselbigen sorgt ein Bandapparat, der das Schlüsselbein umgibt.

Akute AC-Gelenkssprengung/ AC-Gelenksinstabilität

Im Rahmen von Verletzungen des Schultereckgelenkes (AC-Gelenk) kann es zur Beschädigung der stabilisierenden Strukturen kommen die für eine Sicherung des Schlüsselbeins nötig sind. Typische Unfallmechanismen sind der Sturz auf den angelegten Arm oder auf den ausgestreckten Arm mit fortgeleiteter Verletzung des Schultereckgelenkes. Je nach schwere des Unfalls unterscheidet man zwischen einer kompletten und inkompletten AC-Gelenkssprengung. Inkomplette können sehr gut konservativ behandelt werden. Bei kompletten Rupturen des stabilisierenden Bandapparats empfiehlt sich die operative Versorgung. Hierbei wird das Schlüsselbein arthroskopisch-assisiert am Rabenschnabel fixiert (Abb. 33).

Abb. 33
Bei der Double-TightRope-Technik wird das Schlüsselbein mit Hilfe von nicht resorbierbarem Nahtmaterial am Coracoid befestigt.

Chronische AC-Gelenksinstabilität

Bei veralteten Verletzungen des AC-Gelenkes ist es meist nur durch ein Sehnentransplantat in Kombination mit der tight-rope Technik möglich eine suffiziente, biologische Stabilität zu erzielen. Hierbei wird aus dem Oberschenkel die Gracilissehne entnommen und anschließend zur zusätzlichen Befestigung des Schlüsselbeins verwendet.

Stationärer Aufenthalt

Die Dauer des Krankenhausaufenthaltes beträgt ca. 2 – 3 Tage.

Nachbehandlung

In den ersten 6 Wochen postoperativ wird der Arm in einem Abspreizkissen ruhig gestellt. Anschließend wird unter physiotherapeutischer Aufsicht graduell der Bewegungsumfang gesteigert. Bewegungen über der Schulterhöhe sind erst nach der sechsten postoperativen Woche möglich.