SpringerMedizin – Die Orthopädie Nov 2022 Titel

Die Covid-19-Pandemie hat auch für den Sport und ganz besonders für den Wintersport massive Einschränkungen mit sich gebracht. Phasenweise war bis auf eine individualsportliche Betätigung im Freien an die Ausübung von Sport gar nicht mehr zu denken. Im Profisport war eine Ausübung in den „Bubbles“ bald wieder vom Grundsatz her möglich. Der Breitensport konnte jedoch erst langsam und nach zahlreichen fortwährenden Anpassungen der Hygienekonzepte wieder etabliert werden. Selbstverständlich führte dies in den vergangenen Wintersaisons zu einem deutlichen Rückgang der Sportverletzungen, was jeder Sportorthopäde und Unfallchirurg in der Praxis bemerkt hat. Für die kommende Saison ist nun auf eine weitgehende Normalisierung unter Beibehaltung der Basishygienemaßnahmen zu hoffen, so dass sportliche Großevents, wie z. B. das Hahnenkammrennen in Kitzbühel, auch wieder unter Publikumsbeteiligung stattfinden können. Damit kann auch endlich wieder die Spannung und die Begeisterung vor Ort ins Sportlerherz getragen werden. Auch im Breitensport sind zumindest aktuell keine Einschränkungen für die kommende Wintersportsaison zu erwarten – die möglichen Folgen der Energiekrise außer Acht gelassen.

Mit der Rückkehr in eine sportliche Normalität werden zwangsläufig auch die Verletzungszahlen wieder steigen. Die letzte Unfallstatistik der ASU (Auswertungsstelle für Skiunfälle) stammt aus der Saison 2019/2020, da in den Folgejahren eine Erhebung aufgrund der völlig veränderten Rahmenbedingungen nicht sinnvoll war. Gerade solche Erhebungen in der breiten Masse durch Unfallversicherer oder Berufsgenossenschaften liefern wertvolle Daten, die deutlich über die Feststellung einfacher Inzidenzen hinausgehen und somit Wissenschaftlern und Klinikern die Möglichkeit eröffnen, z. B. Änderungen der Verletzungsmuster in Bezug zu setzen mit geänderter Technik, neuem Material oder anderen externen Faktoren.

Zusätzliche Erkenntnisse liefern uns akribisch erhobene Daten aus dem Profisport, in deren Auswertung wir Dank des Beitrags von Karlheinz Waibel (Bundestrainer Wissenschaft des Deutschen Skiverbandes) und Manuel Köhne (Leitender Mannschaftsarzt des Deutschen Skiverbandes) einen Einblick erhalten. Dieser Blick über den „ärztlichen Tellerrand“ hinaus zeigt uns neben den spannenden Entwicklungen im Leistungssport auch mögliche zukünftige Entwicklungen, die für den Sport im Allgemeinen Relevanz haben können. Denken wir an Entwicklungen wie z. B. die Scheibenbremse aus dem Motorsport/der Formel 1, die mit ihrer Einführung in den normalen Automobilbau unzählige Menschenleben retten konnten, sieht man welch großes Wissen und Potenzial die Forschung und wissenschaftliche Begleitung des Profisports für die Allgemeinheit haben kann. Denn unbestritten ist die beste Therapie einer Verletzung deren Prävention.

Mit jeder sportlichen Aktivität gehen zwangsläufig auch Verletzungen einher. Wie bei den Sommersportarten auch, gibt es im Wintersport Unterschiede bei den betroffenen Körperregionen, spezielle Unfallmechanismen und typische Verletzungsmuster. Von besonderem Interesse sind für orthopädisch/traumatologisch tätige Ärztinnen und Ärzte die Breitensportarten Skifahren und Snowboarden, die bei den meisten der folgenden Beiträge im Fokus stehen. Aber auch Eishockey bietet sportarttypische Besonderheiten. Gerade diese Sportart, wie auch American Football, hat das Verständnis der Schädel-Hirn-Traumata im Sport, die „sport-related concussions“, wesentlich vorangebracht. Erkenntnisse daraus können auf andere Sportarten übertragen werden.

Da die Schussverletzungen beim Biathlon glücklicherweise nur exotische Einzelfälle darstellen, kann bei den folgenden Beiträgen zumeist im gewohnten orthopädischen Umfeld verblieben werden.

Wir konnten für die großen Gelenke, sowie Kopf und Wirbelsäule eine renommierte Autorenschaft gewinnen, die auch wegen ihrer örtlichen Nähe zu den Alpen einen großen Erfahrungsschatz mit Wintersportverletzungen vorweisen kann. Zielsetzung war es, unserer Leserschaft einen aktuellen Überblick über die häufigsten Verletzungen mit deren Besonderheiten und aktueller Behandlung zu präsentieren. Zu einzelnen Themen kann exemplarisch die Therapie dargelegt werden, um einen Einblick in typische Behandlungsverfahren zu gewähren. Eine vollumfassende Abhandlung aller Verletzungen mit deren Behandlungsoptionen ist selbstredend in einem umfänglich begrenzten Themenheft nicht zu leisten.

Wir wünschen allen Lesern viele neue Erkenntnisse und ein kurzweiliges Studium der Beiträge. All unseren Autoren möchten wir an dieser Stelle herzlich für ihren Einsatz und das Teilen ihres Erfahrungsschatzes danken.

Alexander Rauch & Frank Martetschläger

Quelle: Orthopädie 2022 · 51:868–869
https://doi.org/10.1007/s00132-022-04320-y

Dr. A. Rauch
ECOM – Praxis für Orthopädie, Sportmedizin & Unfallchirurgie
Arabellastr. 17, 81925 München, Deutschland

Prof. Dr. F. Martetschläger
Deutsches Schulterzentrum, ATOS-Klinik München
Effnerstraße 38, 81925 München, Deutschland

Prof. Dr. med. Frank Martetschläger

Prof. Dr. Frank Martetschläger
Deutsches Schulterzentrum, ATOS-Klinik
München

Dr. Alexander Rauch - ECOM

Dr. Alexander Rauch
ECOM – Praxis für Orthopädie, Sportmedizin &
Unfallchirurgie